Archive für 30. November 1999

Heute mal wieder ein Balkongemüse-Lexikon-Eintrag – und zwar zu einem der ergiebigsten Gemüse auf meinem Balkon. Es geht um Salat. Genauer gesagt um Pflücksalat. Schon seit meinem ersten Tagen als Balkongärtner habe ich Pflücksalat ausgesät. Und jedes Jahr ist er fester Bestandteil meiner Gartenplanung.

Pflücksalat im Balkonkasten

Pflücksalat im Balkonkasten

Aussaat

Ihr könnt die Pflanzen im März schon auf dem Fensterbrett vorziehen – zum Beispiel in einem Anzucht-Gewächshaus. Da der Platz im Gewächshaus bei mir für die Tomaten reserviert ist, säe ich den Salat ab April direkt in zwei oder drei Reihen in den Balkonkasten. Dabei solltet ihr darauf achten, dass ihr die Samenkörner nicht zu dicht sät – fünf Zentimeter Abstand zwischen den Pflänzchen sind mindestens nötig. Ich bevorzuge übrigens Samenmischungen mit mehreren Sorten. Dann ist der Balkonkasten einerseits schön bunt. Andererseits ist der geerntete Salat vielseitiger.

Wenn die ersten Pflanzen über die Erde schauen, seht ihr dann auch gut, ob die Pflanzen zu dicht stehen. Dann einfach einzelne Pflänzchen entfernen (der Fachmann sagt „vereinzeln“). Wenn einige Samen nicht aufgegangen sind, könnt ihr jetzt auch einfach noch Saatgut in die Lücken stecken.

Bedingungen und Pflege

Pflücksalat ist sehr leicht anzubauen. Da Salat nicht tief wurzelt, ist ein einfacher Balkonkasten ideal (hierbei auf Drainage achten). Der Salat mag es sonnig. Und wie alle Gemüsepflanzen darf er nicht zu trocken werden. Dünger ist wichtig – ich nehme dafür einen dieser Bio-Flüssigdünger (Amazon-Link) aus Zuckerrüben-Vinasse. Irgendwann beginnt jeder Salat zu schießen, das heißt, der Stengel des Salates wächst in die Höhe und die Blätter werden fester. Je nach Sorte dauert das bei mir so zwischen zwei und vier Monaten. Deshalb ist es ratsam, in zwei Balkonkästen zeitlich versetzt Pflücksalat zu säen. In einem wächst der junge Salat, während im nächsten der Salat schon kurz vor dem Schießen steht.

Pflücksalat eignet sich gut für Mischkultur. Ich säe auch in meine größeren Tomaten-Töpfe gern ein bisschen Salat. Dabei solltet ihr allerdings darauf achten, dass die Tomaten dem Salat nicht die Sonne nehmen. Schwester Weinrich empfiehlt in ihrem Buch „Mischkultur im Hobbygarten“ außerdem z.B. Bohnen, Dill, Gurken, Radieschen oder Spinat als Pflanzpartner.

Ernte

Das beste an Pflücksalat ist, dass er den ganzen Sommer über wächst. Man kann die großen Blätter von außen einfach abernten und lässt die kleineren inneren Blätter weiterwachsen. So habt ihr täglich ein paar Blätter Salat für das Käsebrot oder um einem gekauften Salat Aroma und Farbe hinzuzufügen.

Gestern ist mir ein Malheur passiert. Ich habe einige meiner zarten Tomatenpflänzchen vom sonnigen Fensterbrett auf den Balkon gebracht, um sie dort in ihre großen Töpfe umzupflanzen. Natürlich wollte ich sie später wieder reinholen – denn im Moment ist es zwar frühlingshaft warm hier in Hamburg-Eimsbüttel. Aber auch windig. Und bis zu den Eisheiligen stelle ich meine Tomaten höchstens stundenweise raus.

Und dann kam es, wie es kommen musste. Das Telefon klingelt. Im Radio eine interessante Reportage. Zwischendurch noch aufgeräumt. Und dann der Schreck: Die Tomaten sind noch auf dem Balkon!

Wie gesagt: Es war zwar frühlingshaft warm. Aber im Schatten ist es dennoch frisch. Und Wind weht in Hamburg immer. Von den sechs vergessenen Pflänzchen sahen drei noch ganz gut aus. Die anderen drei dagegen haben alles hängen lassen, was ihnen in den letzten Tagen so gewachsen war. Ein trauriger Anblick:

 

Halb erfrorene junge Tomatenpflanze

Vorher

 

Die Blätter schlaff und eingerollt, der Stängel kraftlos. Die kleineren Pflanzen lagen direkt auf der Erde. Da hilft nur schnell keine Zeit verlieren.

Ich war zugegebenermaßen etwas ratlos. Aber das, was ich in meiner Not probiert habe, hat so bombenmäßig funktioniert, dass ich es hier teilen möchte. Zunächst habe ich die Pflanzen natürlich nach drinnen auf das sonnige Fensterbrett gebracht. Dann habe ich die Erde mit warmem Wasser gegossen. Und schließlich habe ich über die elendigsten Pflänzchen noch Marmeladengläser gestülpt und ihnen so ein Mini-Treibhaus gebaut:

Halb erfrorene junge Tomatenpflanze unter Glas

Das Ergebnis hat mich selbst überrascht. Als ich etwa eine Stunde später wieder hingeschaut habe, waren die Pflänzchen unter den Gläsern wieder straff – bis auf ein paar Blessuren, die wahrscheinlich auch nicht mehr weggehen. Die Pflänzchen ohne Gläser hatten sich nur wenig erholt. Also habe ich die Marmeladengläser einfach umgesetzt und über die noch immer schlaffen Pflänzchen gestülpt. Und siehe da: Auch hier war innerhalb einer Stunde wieder fast alles im Lot.

Wenn Eure ganz jungen Tomatenpflanzen also einen Kälteschock abgekriegt haben, probiert es mal mit dieser Kombination:

  • Sonniges Fensterbrett ohne Zug
  • Erde mit warmem Wasser gießen
  • Gläser drüberstülpen (Gewächshaus-Effekt)

 

Viel Erfolg!

 

 

Junge Tomatenpflanze nach auskuriertem Kälteschock

Nachher

 

Gestern habe ich über das Kokos-Torf-Dilemma geschrieben. Für die Erde im Balkonkasten gibt es ja außer Kokos und Torf noch etliche ökologisch vertretbare Alternativen. Für die Anzucht von jungen Pflanzen jedoch nutze ich aus praktischen Gründen Quelltabletten und ein Anzucht-Gewächshaus. Dafür hatte ich schon vor Jahren eine große Packung Quelltabs gekauft. Und unwissend, wie ich war, habe ich natürlich Torf-Quelltabs gekauft.

Nachdem meine letzten torfhaltigen Tabletten in diesem Frühjahr endlich zur Neige gingen, habe ich mir also eine Alternative gesucht. Zu meiner freudigen Überraschung konnte ich feststellen, dass mein Stamm-Gartenmarkt gar keine Quelltabletten mit Torf mehr führt. Dort gibt es nur noch Kokos-Quelltabletten wie diese (Amazon-Link). Auch die kompostierbaren Anzuchttöpchen und Anzuchtschalen sind dort mittlerweile nur noch aus Kokos erhältlich. Ich habe in diesem Jahr also in meinem Anzuchtgewächshaus eine spannende Situation: Die letzten Torf-Quelltabletten konkurrieren mit den neuen Kokos-Quelltabletten.

Hier meine Beobachtungen:

  • Kokos quillt schneller.
  • Kokos ist grobkörniger.
  • Torf ist fester und dichter.
  • Torf schimmelt schneller.
  • Besonders auffällig: Die Keimrate ist im Kokos höher als im Torf. Da ich allerdings keine wissenschaftlichen Bedingungen habe und auch nur eine eher kleine Fallzahl, kann das auch an der Saatgut-Qualität und am Zufall liegen.

Hier mal ein Beweisfoto:

Quelltabletten Kokos vs. Torf

Das rötlichere Substrat links ist Kokos. Das dunklere auf der rechten Seite ist Torf. Deutlich ist zu sehen, dass Kokos bei der Keimrate die Nase vorn hat. Und das, obwohl die Torf-Quelltabs sogar noch einen Tag Vorsprung hatten. Aber wie gesagt: Das ist keine wissenschaftliche Studie und kann viele Gründe haben. Allerdings würde mich mal interessieren, ob ihr vielleicht ähnliche Beobachtungen gemacht habt. Wenn ja würde ich mich über einen Kommentar freuen.

In den Amazon-Kommentaren steht übrigens vereinzelt, dass Pflänzchen in den Kokos-Tabs zu wenige Nährstoffe haben und deshalb eher eingehen. Ich werde das mal beobachten. Für so eine Aussage ist es bei mir definitiv noch zu früh.

Update vom 19. April 2013:

Auch mit zwei Wochen Abstand hat sich das Ergebnis nur erhärtet:

  • Die Keimrate bei Torf ist hinter der vom Kokos geblieben.
  • Kein einziges der Kokos-Tabs ist bisher geschimmelt.
  • Und was die Nährstoff-Armut angeht, die vereinzelt bei Amazon kritisiert wird: Ich kann das nicht bestätigen. Meine Pflänzchen stehen alle voll im Saft. Wenn sich daran noch was ändert, schreibe ich es natürlich hier rein.

Bis jetzt also: Klare Empfehlung für die Kokos-Tabs!

Seit mich vor einiger Zeit ein Artikel vom Gartengnom auf die Torf-Problematik aufmerksam gemacht hat, drehe ich jeden Sack Erde zweimal um. Ich habe über die Auswahl der Erde auch bereits gebloggt. Damals hat ein Kommentator Kokosubstrat in gepressten Briketts empfohlen. Diese gibt es schon seit längerem im Biohandel und in Fair-Trade-Geschäften. Ich war damals jedoch skeptisch, denn Kokospalmen sind in Norddeutschland nicht heimisch – Kokoserde muss also zu uns geschifft werden. Außerdem gibt es im Gartenhandel durchaus Erde ohne Torfanteil. Dennoch schrieb ich, ich wolle der Sache eine Chance geben.

Hier einmal ein paar Überlegungen zu Kokos und Torf aus ökologischer Sicht:

  1. Optimal ist beides nicht.
  2. Torfabbau zerstört Moore – ein Biotop, das Jahrhunderte braucht, um zu wachsen.
  3. Kokos wird aus Übersee hierher gebracht. Torf gibt es – zumindest in Norddeutschland – vor der Haustür.
  4. Über Jahrhunderte war der Abbau und die Nutzung von Torf ein alltäglicher Nebeneffekt der Trockenlegung der Moore. Nur so konnten in Norddeutschland ausreichend Flächen für die Landwirtschaft entstehen. Torf wurde als Heizmaterial genutzt. In Teilen Schottlands wird immer noch über brennendem Torf Gerstenmalz getrocknet – der Torfrauch verleiht vielen außergewöhnlichen Whiskys seinen Charakter. Aber: Inzwischen sind Torfmoore in Deutschland selten. Die übriggebliebenen Moore sind einzigartige Biotope – viele davon sind Naturschutzgebiete.
  5. Kokos ist ein nachwachsender Rohstoff.
  6. Getrocknete und gepresste Kokosfaser ist darüberhinaus sehr leicht. Ich habe leider keine Zahlen dazu gefunden. Aber aus einem Brikett Kokoskonzentrat (ca. 600 g) kann man 10 Liter Erde erzeugen. Kokos lässt sich also effizienter packen und kraftstoffärmer transportieren. Ich weiß jedoch nicht, ob das die Mehrbelastung der langen Reise ausgleicht.

Aus meiner Sicht bleibt es ein Dilemma. Dennoch habe ich neulich einige Kokos-Briketts gekauft (ähnlich diesen hier bei Amazon) gekauft und werde sie in diesem Jahr ausprobieren, sobald das Wetter wärmer ist. Natürlich werde ich hier im Blog darüber berichten. Falls jemand schon Erfahrungen mit Kokos-Substrat hat, freue ich mich über Kommentare!

Dieses Jahr habe ich mir mit der Anzucht der Tomaten Zeit gelassen. In den vergangenen Jahren konnte ich es oft nicht abwarten und habe schon Ende Januar die ersten Tomatensamen quellen lassen. Das hat sich nicht so bombig bewährt:

  1. Im Februar ist es in Hamburg einfach noch nicht sonnig genug. Das führt dazu, dass die kleinen Pflänzchen in der Heizungswärme zwar prächtig aufgehen, aber dann das Licht suchen, lang und geil wachsen und leider eher schwach werden.
  2. Die Pflanzen brauchen mehr Platz. Je früher die Pflanzen ausgesät werden, desto länger müssen sie drin bleiben. Normalerweise kommen Tomaten erst frühestens nach den Eisheiligen auf den Balkon – also frühestens Mitte Mai, in kalten Jahren sogar erst Ende Mai. Von Ende Januar bis Ende Mai sind es vier Monate – in der Zeit wachsen Tomaten schon ganz beachtlich. Und je größer die Planzen werden, desto enger wird es auf dem Fensterbrett.
  3. Unser Balkon ist – wie bereits beschrieben – ein Nordwestbalkon mit Nachmittagssonne. Aber erst ab April – davor fällt kein Sonnenstrahl auf den Balkon. Es würde den kleinen Licht-Liebhabern also gar nichts bringen, wenn ich sie schon vor den Eisheiligen stundenweise raussetze. Dazu ist es einfach noch nicht hell genug.

Jetzt hoffe ich, dass mein Plan aufgeht und dass ich im Mai ein paar schöne, gesunde und kräftige Tomatenpflanzen habe. Dass der Sommer warm und lang wird. Und dass es überhaupt mal langsam Frühling wird!

Verschiedene Bewässerungs-Flaschenaufsätze für PET-Flaschen

Bewässerungs-Flaschenaufsätze von oben nach unten: Blumat XXL Flaschenadapter, Bewässerungshilfe von Gärtner Pötschke, Blumat Flaschenadapter

Ich habe es im vorigen Artikel über Bewässerungssysteme für den Balkon ja schon angekündigt: Hier kommt der Artikel über die Flaschenaufsätze zur Bewässerung von Topfpflanzen und Balkonkästen.
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Ich bin wahrscheinlich der einzige Mensch auf der Welt, der sich für seinen Urlaub Regenwetter wünscht. So war es auch am Pfingstwochenende. Über Pfingsten waren für Hamburg nämlich zeitweise mehr als 28 °C und weitgehend wolkenloser Himmel angesagt. Traumwetter für einen Pfingsturlaub. Außer man hat einen Südwest-Balkon mit vielen Pflanzen und ohne schattige Plätze – so wie ich.

Natürlich kenne ich das Problem schon länger. Ich habe eine Fernbeziehung und kann etwa jedes zweite Wochenende meinen Balkon für drei Tage nicht gießen. Und natürlcih war ich auch in den vergangenen Jahren im Sommerurlaub. Aber die bedrohliche Wettervorhersage und die bislang prächtig gedeihenden Tomaten, Zuckererbsen, Radieschen, Kohlrabis und Erdbeeren haben mich bewogen, mal wieder zu recherchieren, wie ich meinen Balkon auch im Sommer mal für ein paar Tage allein lassen kann.

Nicht alle der Methoden, die ich gefunden habe, eignen sich für einen kleinen Mietwohnungs-Balkon wie meinen. Und nur wenige der aufgeführten Methoden habe ich persönlich getestet – das steht dann dabei. Aber der Vollständigkeit halber will ich einfach alle mal hier zusammenfassen:

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Meine Leserin LeckerMone hat mich auf ein interessantes Thema aufmerksam gemacht. Derzeit haben wir ja die sogenannten Eisheiligen, also die Tage zwischen dem 11. und 15. Mai, an denen es nach alten Bauernregeln die letzten Nachtfröste geben kann. Für Bauern und Gärtner sind die Eisheiligen traditionell ein wichtiges Datum, da viele Sorten, die nicht frosthart sind, erst nach diesen Tagen sicher ausgesät werden können. Auch Pflanzen aus dem Treibhaus oder dem Frühbeet können erst dann gefahrlos ins Freie gepflanzt werden, wenn es nicht mehr friert. Die alte Bauernregel ist für viele Gärtner quasi verbindlich – zum Beispiel auch für LeckerMone.

Achtung, wichtig: Was die moderne Meteorologie sagt
Kurz zusammengefasst sagt auch die moderne Meteorologie, dass es bis Mitte Mai durchaus noch frostige Nächte geben kann. Nur beim Datum spricht die Wetterstatistik eine andere Sprache. Denn statistisch gesehen kommt es erst etwa eine Woche nach dem 15. Mai regelmäßig zu einem Temperaturabstieg. Auf Wikipedia ist das schön zusammengefasst.

Was heißt das für Balkongärtner?
Als Balkongärtner können wir den Eisheiligen relativ entspannt entgegenblicken – egal, ob diese oder nächste Woche. Denn in der Regel sind Balkons windgeschützt und durch die Nähe zur Hauswand auch nicht so frostanfällig wie weite Felder. Außerdem sind unsere Töpfe und Kästen mobil. Wenn der Wetterbericht Frost ansagt, können wir besonders empfindliche Pflanzen notfalls hereinholen.

Aber LeckerMone hat natürlich absolut Recht, ihre Tomaten erst in ein paar Tagen endgültig rauszustellen. Denn als südamerikanische Einwandererin ist die Tomate besonders kälteempfindlich. Aus eigener Erfahrung mit kaltem Wind und kaltem Regen weiß ich, dass meine Tomaten selbst bei nächtlichen Temperaturen um 8 Grad schnell mitgenommen aussehen. Bei Tomaten und Chili kann man also durchaus noch bis zum Juni den Wetterbericht studieren und die Pflanzen wenn nötig ins Warme stellen.

Radieschen vom Balkon – frisch geerntet und gewaschenIch habe mir vorgenommen, diesen Sommer für jedes Balkon-Gemüse, das sich bei mir bewährt hat, mal einen Artikel mit meinen Erfahrungen zu schreiben. Den Anfang macht das Einsteiger-Gemüse überhaupt: Radieschen!

Radieschen sind wirklich ein dankbares Balkon-Gemüse. Sie gedeihen ziemlich sicher, auch wenn man keinen vollen Südbalkon hat. Ein bisschen Sonne brauchen Sie allerdings schon – auf meinem Nordbalkon mit maximal 3,5 Stunden Sonne am Tag bleiben die Radieschen sehr klein. Sie sind unempfindlich gegen Regen und Wind. Sie wachsen schnell. Und vor allem: Sie brauchen wenig Platz. Nur gießen muss man sie regelmäßig – aber das gilt eigentlich für alle Balkongemüse.

Dennoch habe ich in den letzten Jahren einiges über Radieschen gelernt: Weiterlesen…

Einer der Leser des Schrot&Korn-Artikels hat mich per eMail gefragt, welche Erde ich eigentlich verwende. „Doch wohl hoffentlich nicht die aus dem Supermarkt.“ Das ist eine gute Frage, auch wenn meine Antwort ernüchternd ist: Ich verwende Standard-Balkonkastenerde aus dem Gartenmarkt um die Ecke.

Das liegt zum einen daran, dass ich mir und meiner Umwelt ein eigenes Auto erspare und meine Erde daher tragen muss. Zum anderen daran, dass der Gartenmarkt um die Ecke eine eher eingeschränkte Auswahl hat. Dennoch gibt es ein paar Sachen, auf die man als umweltbewusster Balkon-Gärtner achten kann und sollte.

Zwei Hände halten ein bisschen mit Humus angereicherte sandige Erde.
Foto: Dirt before and after von RJL20 (CC BY-SA)

1. Am liebsten selbstgemachte Komposterde

Das beste, was dem Balkongarten passieren kann, ist natürlich Komposterde aus dem eigenen Garten. In der Stadt ist das allerdings ein Problem – wer hat schon einen Komposter oder Komposthaufen im Hinterhof. Es gibt jedoch Alternativen – z.B. den kleinen Balkon-Komposter (PDF) oder eine Wurmfarm. Für meinen Balkon und meine kleine Wohnung ist leider beides nicht geeignet.

Kompost kann man aber auch fertig kaufen. Im Gartenmarkt, natürlich. Ein Geheimtip ist jedoch die Müllabfuhr: In vielen Städten verkauft die Stadtreinigung den Kompost, der aus dem abgeholten Biomüll produziert wird, zu Spitzenpreisen. In Hamburg beispielsweise kosten 30 Liter gerade mal 3 Euro – größere Mengen gibt es noch viel billiger. Der Haken: Man muss die Erde selbst abholen.

2. Keine Erde aus Hochmoortorf

In fast allen günstigen Erden, die man so kaufen kann, ist zumindest ein Anteil an Torf enthalten. Dieser Torf stammt in der Regel aus Hochmooren. Diese einzigartigen, Jahrtausende alten Biotope werden durch den Abbau des Torfs großflächig zerstört und erholen sich auch nach einer „Renaturierung“ nie mehr vollständig.

Der Gartengnom hat das Torf-Verhängnis noch ausführlicher erklärt.

3. Kein Guano-Anteil

Eine absolute Bio-Mogelpackung ist Guano. Guano ist kurz gesagt Vogelscheiße. Das klingt zwar wie Bio-Dünger und immerhin besser als Chemie. Bei genauer Betrachtung ist Guano jedoch nicht ökologisch, da sein Abbau unter anderem den Humboldt-Pinguinen in Chile den Lebensraum nimmt. Auch hierzu hat der Gartengnom einen lesenwerten Artikel.

4. Transportwege beachten

Selbst wenn Erde ohne Torf und Guano ist, ist sie noch lange nicht ökologisch. Denn dafür ist auch ausschlaggebend, wie weit die Erde bis zu euch transportiert werden musste – Stichwort CO₂ und Klimabilanz. Die beste Wahl in dieser Hinsicht ist natürlich die Erde, die direkt vor eurer Haustür oder in eurem Garten ist. Oder die, die ihr wenigstens selbst zu Fuß transportieren könnt.

Fazit: Bio-Erde ist nicht immer ökologisch

Je nach Zusammensetzung und Transportweg ist Erde im Sack etwas mehr oder weniger Unökologisches. Wenn es – wie in meinem Fall – unbedingt Sackerde sein muss, dann sollte man wenigstens auf Torf und Guano achten. Aber es führt kein Weg daran vorbei: Die beste Erde ist die, die man schon hat. Und mit frischem Kompost oder eigenem Dünger kann man jede Erde veredeln. (Einen Artikel zum Dünger bereite ich vor, versprochen.)