Erde und Anzuchtsubstrate – Ist Kokos eine Alternative zu Torf?

1. April 2013 — 6 Kommentare

Seit mich vor einiger Zeit ein Artikel vom Gartengnom auf die Torf-Problematik aufmerksam gemacht hat, drehe ich jeden Sack Erde zweimal um. Ich habe über die Auswahl der Erde auch bereits gebloggt. Damals hat ein Kommentator Kokosubstrat in gepressten Briketts empfohlen. Diese gibt es schon seit längerem im Biohandel und in Fair-Trade-Geschäften. Ich war damals jedoch skeptisch, denn Kokospalmen sind in Norddeutschland nicht heimisch – Kokoserde muss also zu uns geschifft werden. Außerdem gibt es im Gartenhandel durchaus Erde ohne Torfanteil. Dennoch schrieb ich, ich wolle der Sache eine Chance geben.

Hier einmal ein paar Überlegungen zu Kokos und Torf aus ökologischer Sicht:

  1. Optimal ist beides nicht.
  2. Torfabbau zerstört Moore – ein Biotop, das Jahrhunderte braucht, um zu wachsen.
  3. Kokos wird aus Übersee hierher gebracht. Torf gibt es – zumindest in Norddeutschland – vor der Haustür.
  4. Über Jahrhunderte war der Abbau und die Nutzung von Torf ein alltäglicher Nebeneffekt der Trockenlegung der Moore. Nur so konnten in Norddeutschland ausreichend Flächen für die Landwirtschaft entstehen. Torf wurde als Heizmaterial genutzt. In Teilen Schottlands wird immer noch über brennendem Torf Gerstenmalz getrocknet – der Torfrauch verleiht vielen außergewöhnlichen Whiskys seinen Charakter. Aber: Inzwischen sind Torfmoore in Deutschland selten. Die übriggebliebenen Moore sind einzigartige Biotope – viele davon sind Naturschutzgebiete.
  5. Kokos ist ein nachwachsender Rohstoff.
  6. Getrocknete und gepresste Kokosfaser ist darüberhinaus sehr leicht. Ich habe leider keine Zahlen dazu gefunden. Aber aus einem Brikett Kokoskonzentrat (ca. 600 g) kann man 10 Liter Erde erzeugen. Kokos lässt sich also effizienter packen und kraftstoffärmer transportieren. Ich weiß jedoch nicht, ob das die Mehrbelastung der langen Reise ausgleicht.

Aus meiner Sicht bleibt es ein Dilemma. Dennoch habe ich neulich einige Kokos-Briketts gekauft (ähnlich diesen hier bei Amazon) gekauft und werde sie in diesem Jahr ausprobieren, sobald das Wetter wärmer ist. Natürlich werde ich hier im Blog darüber berichten. Falls jemand schon Erfahrungen mit Kokos-Substrat hat, freue ich mich über Kommentare!

6 Antworten zu Erde und Anzuchtsubstrate – Ist Kokos eine Alternative zu Torf?

  1. 

    Ich kann aus Erfahrung sagen, Kokos funktioniert wunderbar was den Halt einer Planze angeht, der Kokos bleibt auch schön locker. Gießen fühlt sich anders an, funktioniert aber auch gut. Meine Zimmerlinde fühlt sich jedenfalls sehr wohl darin. 😉

    Eine andere Alternative ist auch noch Erde aus einer Kompostieranlage. Was Besseres gibt es meiner Meinung nach nicht. Kann man hier direkt beim Abfallverwerter kaufen.

    LG
    ~M

    • 

      Danke für den Kommentar. Das mit dem Kompost vom Abfallverwerter habe ich auch schon in Hamburg gelesen. Allerdings kauft man den bei uns kubikmeterweise und muss ihn selbst transportieren. Für einen Balkongärtner ohne Auto ist das eine echte Barriere. Aber vielleicht organisiere ich ja mal eine Kompost-Fahrgemeinschaft…

      • 

        Also bei uns gibt’s den dort in normalen Blumenerdesäcken.

        Habt ihr vielleicht auch so Stadtautos, die man stundenweise leihen kann. Die sind echt praktisch, wenn man mal mehr transportieren muss.

        ~M

  2. 

    Ein Nebeneffekt, der für Kokos spricht, ist, daß hier ein Nebenprodukt noch eine sinnvolle Verwendung findet, und bei fair gehandelten Produkten den Erzeugern noch ein weiteres Einkommen bringt.
    Bei Kompost aus der Bioanlage ist immer schrecklich viel Kunststoffmüll (ganz kleine Stücke, echt mühsam die rauszuklauben) im Substrat, trotz aller Bemühungen, keinen Kunststoff im Ausgangsmaterial zuzulassen, schmuggelt sich halt doch immer was rein, vor allem, wenn Material aus der Biotonne von Haushalten verarbeitet wird. Es ist kaum zu glauben, was da alles in die Biotonne wandert…!

  3. 

    bin kürzlich auf diesen link von „bund“ aufmerksam gemacht worden:

    Klicke, um auf 130411_bund_naturschutz_einkaufsfuehrer_torffreie_erden.pdf zuzugreifen

    vielleicht auch für andere leser hilfreich 😉

  4. 
    Wolfgang F Pfuner 14. August 2013 um 01:22

    Fuer Alle die „Gruen“ denken vielleicht noch ein Hinweis. Ich betreibe eine Fabrik in den Philippines die Kokostorf fuer den Export macht. Kokostorf ist ein Abfallprodukt der Kokosfaser Producktion. Die Produktion einer Tonne Koskosfaser ergibt zwei Tonnen Abfall (Kokostorf). Die lokalen Kokosfaser Hersteller wissen nicht was sie damit machen sollen und meistens verbrennen die das Abfallmaterial – nicht gerade umweltfreundlich!
    Wolfgang

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